Berufswahl
1. Aktiv werden
Wer wird bei dir an der Haustüre klopfen und dir nach deinem Schulabschluss deine Traumausbildung in deinem Traumbetrieb anbieten? Ganz ehrlich. Wohl niemand! Es ist wunderschön zu träumen und sich auszumalen, wie es einmal wird. Aber im wahren Leben musst du aktiv werden. Starte mit der Berufswahl heute und jetzt! Denn es ist dein Leben und dein Beruf und alles gelingt um ein Vielfaches besser, wenn du der Motor dieser wichtigen Entscheidung bist. Die Entscheidung für einen Beruf ist wichtig, aber es ist zumeist keine Lebensentscheidung mehr wie früher. Viele Lebensläufe von Berufstätigen, die länger schon im Berufsleben stehen, zeigen heutzutage, die Berufswahl und die erste Ausbildung sind ein wichtiger Schritt, danach gibt es aber immer eine große Vielfalt von Wegen und Entwicklungsmöglichkeiten.
2. Berufsorientierung ist ein Prozess – bleibe offen und realistisch
Wenn du bei Punkt 9 auf dieser Liste angekommen bist und zurückblickst, wirst du sicher wahrnehmen, dass du hier am Anfang ganz woanders gestanden hast und vielleicht eine völlig andere Berufswahl getroffen hättest als jetzt.
Das Ganze als Prozess wahr zu nehmen ist hilfreich. Du hörst dich um, siehst dir verschiedene Berufe an. Probierst das eine oder andere auch aus. Was vielleicht anfangs dein Traumberuf war, zeigt sich jetzt in der Praxis als unerreichbar oder ist vielleicht nicht mehr anziehend für dich. Deshalb ist es entscheidend, dass du stets offen bleibst für Veränderungen und neue Entscheidungen.
Außerdem ist es wichtig realistisch zu bleiben. Also schaue dir, die Berufe an, die du auch realistisch erreichen kannst.
Es ist sicher motivierend, dir ein großes Ziel zu stecken, dir das auszumalen, was du beruflich alles erreichen willst. (Vielleicht mal der Posten des Geschäftsführers.) Aber es braucht viele kleine Schritte, um dort anzukommen, und die richtige Ausbildung ist da der erste Schritt. Wichtig ist doch, dass du in deinem Beruf glücklich wirst. Dein Beruf sollte dir Freude machen. Achte neben Gehalt und Ansehen also darauf, dass du etwas findest, mit dem du dich jede Woche wieder gerne beschäftigen willst.
Und wenn du die richtige Ausbildung findest, dort gut startest, kannst du es nach vielen weiteren Schritten vielleicht auch wirklich zum Geschäftsführer bzw. zur Geschäftsführerin schaffen und deinen großen Traum verwirklichen.
3. Informationen sammeln
Zu Beginn ist es gut, möglichst viele Informationen zu sammeln. Rede mit deinen Eltern und Verwandten über deine beruflichen Vorstellungen. Höre dir deren Vorschläge an, auch wenn du ein ganz anderes Bild von deinem beruflichen Weg hast. Sprich mit Freunden und Bekannten. Quetsche sie aus, wie sie zu Ihrer Berufsentscheidung kamen und wie es ihnen in der Ausbildung geht. Nimm alle Informationen aus Schule und Berufsberatung mit. Schau dir Filme über verschiedene Berufe und Berufsfelder z.B. im berufe.net an. Besuche eine Berufsmesse auf der sich Firmen präsentieren und vieles mehr.
4. Berufswahltests
Nun ist es Zeit für den ersten Berufsorientierungstest. Den ersten? Ja. Es macht Sinn, mehrere und verschiedene Tests zu absolvieren. Beim ersten kommt als Ergebnis nur ein sogenanntes Berufsfeld heraus, beim zweiten vielleicht schon ein konkreter Beruf. Ein dritter Test kommt zu einem völlig anderen Ergebnis. Vergleiche diese Ergebnisse mit dem, was du an Infos gesammelt hast und für einen möglichen Berufsweg für dich hältst.
Hier zwei kostenlose Berufswahltests:
https://www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung/welche-berufe-passen
5. Hilfe suchen und 1000 Fragen stellen
Vielleicht hast du jetzt schon ein paar Berufe oder Berufsfelder genau im Blick. Sprich über deine Ideen und Vorstellungen mit anderen wie Freunden, der Familie und Bekannten. Das kann unheimlich hilfreich sein. Denn du erhältst eine persönliche Rückmeldung, ein Bild wie andere dich in diesem Beruf sehen. Das kann dich und dein Bild von dir in Frage stellen oder auch bestätigen und das kann dich auch weiterbringen. Deine Vorstellungen kommen in Bewegung. Professionelle Helfer wie die Berufsberatung können Wissenslücken bei dir schließen, dich beim Abwägen und Entscheiden unterstützen und manchmal auch völlig neue Berufswege aufzeigen. Deshalb ist es keine Schwäche zu fragen und Hilfe zu suchen. Ganz im Gegenteil, es bringt dich mit Sicherheit weiter!
6. Das Praktikum – meistens der Königsweg
Die Lernpsychologie sagt über verschiedene Informationsformen und die Wahrscheinlichkeit des Merken und Behaltens in etwa folgendes:
Sehen 30 %
Sehen und Hören 50 %
Selber machen 90 %
Ähnlich ist es sicherlich mit einem Praktikum, das unmittelbare Tun hinterlässt einen so viel intensiveren Eindruck, so dass man auf seinem Findungsweg 3-4 Schritte auf einmal gemacht hat. Natürlich kann passieren, dass du einen Beruf nach einem einwöchigen Praktikum für dich endgültig zu den Akten legst. Aber erinnere dich, du steckst in einem Prozess. Eventuell war auch nur der Betrieb nicht der Richtige, weil dir der persönliche Kontakt und die Unterstützung gefehlt haben. In einem Familienunternehmen sieht die gleiche Ausbildung oft völlig anders aus.
Vielleicht erscheint ein anderer Beruf, der vielleicht an zweiter Stelle stand, nun nach dem Praktikum als dein neuer Stern am Himmel. Wie gesagt ein absolviertes Praktikum kann deinen Berufsfindungsprozess nochmal komplett verändern oder auch für dich zu einer guten Entscheidung führen. Für viele Betriebe ist es zudem aussagekräftiger wie du dich “ im Praktikum anstellst“ als so manches Schulzeugnis. So erhältst du vielleicht in manchen Betrieben nach dem erfolgreichen Praktikum gleich eine Ausbildung angeboten. Wenn alles passt wärst du dann schon am Ziel.
7. Flexibel bleiben – nicht nur auf ein Pferd setzen!
Du hast inzwischen einen Berufswunsch, den du zielstrebig verfolgst. Du hast ein Praktikum absolviert und beginnst dich in vielen Betrieben zu bewerben. Doch nach Wochen oder Monaten merkst du, dass es dir einfach nicht gelingt im Beruf zu landen und einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Was dann? Du kannst natürlich die Gründe für dein Scheitern suchen, lag es zum Beispiel an der Bewerbung oder an deiner Qualifikation? Somit kannst du mit dieser Suche vielleicht nochmal viele Wochen und Monate verbringen.
Oder stelle dir vor, da gibt es noch einen Plan B. Da gibt es noch drei bis vier andere Berufe aus dem ähnlichen Berufsfeld, die dich auch sehr interessieren könnten. Und stelle dir vor, in einem dieser Berufe hast du wirklich gute Chancen und erhältst auch einen Ausbildungsplatz. Deshalb ist es wichtig von Anfang an nicht nur zielstrebig deinen erstrangigen Ausbildungsberuf zu suchen.
Bleibe stets Flexibel. Das (Berufs-)Leben ist selten ein kerzengerader Weg. Es gibt Kurven, Stolpersteine und manchmal eben auch Sackgassen. Deshalb schaue dir frühzeitig andere Berufe an, die für dich auch interessant sind und in Frage kommen. Und es gibt sicher andere, tolle Berufe im gleichen Berufsfeld, die du mal genauer anschauen solltest. Da du zu Beginn des Berufswahlprozesses noch nicht weißt, welcher Beruf bei dir schließlich wirklich das Rennen macht, versuche immer auch Alternativen in der Tasche zu haben. Dann bleibst du sprichwörtlich im Rennen.
8. Ausdauer beweisen
Wenn du schon länger in der Orientierungsphase oder schon in der Bewerbungsphase stehst und wieder merkst, es geht nicht wirklich weiter: Aufgeben geht nicht! Es geht ja um dein Leben, deinen Beruf. Bleib dran! Probiere es mit Plan B oder auch C. Vielleicht musst du dich noch besser informieren über die Berufe und Möglichkeiten, vielleicht braucht es noch ein Gespräch in der Berufsberatung oder noch ein Praktikum, damit du ganz sicher bist. Berufswahl und auch die Bewerbung brauchen einfach Zeit und fordern eine Menge Ausdauer von dir. Aber umso schöner ist es dann am Ende auf eine gute, richtige Entscheidung zurückzublicken und stolz auf dich zu sein. Du weißt jetzt, was du willst und auch erreichen kannst.
9. Das Ziel erreicht: Deinen Berufswunsch klar äußern
Du hast alle Möglichkeiten abgewogen, Tests absolviert, dir Hilfe geholt, in den Praktika vieles ausprobiert. Deine Entscheidung steht.
Dann ist es Zeit: Trage deine Entscheidung selbstbewusst vor! Denn das ist der nächste Schritt, die erfolgreiche Bewerbung für deinen Ausbildungsplatz. Du hast dich intensiv mit dir und deinen Fähig- und Fertigkeiten beschäftigt. Zeige dem möglichen Ausbildungsbetrieb, dass du genau der Richtige bist.